PunkT.-Historie

„Theater machen? Können wir auch!“ – Das dachten sich Ende 2009 ein paar Studierende der JGU Mainz und machten sich prompt daran, die Mainzer Off-Theater Szene zu bereichern. Schnell waren erste Ideen geboren und ein schlagkräftiges Team junger Theaterbegeisteter verschiedenster Studienrichtungen zusammengetrommelt. Das erste Stück unter künstlerischer Leitung von Mitgründerin Lisa Jelkmann sollte ein Klassiker sein, Anton Tschechows „Die Möwe“ – gegen den Strich gebürstet und ganz gemäß dem Motto „von Studenten für Alle!“ mit viel Spaß und jugendlichem Leichtsinn auf die Bühne gebracht.
PunkT. war geboren und die Leidenschaft und der Hunger auf immer mehr Theater wuchsen mit jedem neuen Projekt. Es folgten Inszenierungen u.a. nach Ödön von Horváths „Geschichten aus dem Wiener Wald“, Arthur Schnitzlers „Der Grüne Kakadu“ oder Nikolai Erdmanns „Der Selbstmörder“. Mit einigen der Stücke zog es die Studierenden auch weg vom Campus der JGU und es kam zu erfolgreichen Gastspielen bei verschiedenen Festivals etwa am Staatstheater in Mainz, aber auch in Wiesbaden und Trier.
Mit der Kinderbuchadaption „Momo“ und einem knapp 30-köpfigen Ensemble feierte die Gruppe 2012 ihren größten Erfolg, doch das Programm blieb nicht auf Klassiker beschränkt. Denn mit der Gründung von zweipunktnull ermöglichten es sich die Macher gleichzeitig mehrere Projekte an den Start zu bringen – in kleineren Teams. So wurden auch politische oder experimentelle Stoffe Teil des umfangreichen Repertoires der Gruppe. Die Inszenierung zu „Taking care of baby“, einem dokumentarischen Stück des britischen Autoren Dennis Kelly, in eigener Übersetzung etwa behandelte den Mord einer Mutter an ihren beiden Kindern. In der Eine-Frau-Inszenierung „Iphigenie in Freiheit“ des Ostdeutschen Autoren Volker Braun setzte sich die Gruppe zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls aus ungewohnter Perspektive mit den Folgen der Wiedervereinigung auseinander. 2015 schrieben die PunkT.ler ein eigenes Stück mit dem Namen „Heldenzeit“, das bekannte Persönlichkeiten in und aus dem Bundesland und dem Etikett Held an sich einem kritischen Blick unterwarf. Es kam im Rahmen des rheinland-pfälzischen Kultursommers an zahlreichen öffentlichen Plätzen in Mainz zur Aufführung – etwa auf dem Ehrenhof des Hauptfriedhofs oder auf dem Gutenbergplatz in der Innenstadt.
2016 – inzwischen zum eingetragenen Verein gewachsen – folgte die Gruppe ihrer Tradition der Dramatisierung belletristischer Stoffe und dem Willen, sich auf kein Genre festlegen zu lassen und nahm sich mit E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ in einer Inszenierung von Ruben Becker dem Werk romantischer Schauerliteratur schlechthin an. Seit Mitte desselben Jahres widmet sich ein Teil der Gruppe darüber hinaus einer Kooperation und stellte mit Geflüchteten aus dem mittleren Osten einen bunten Abend zum Thema Märchen mit dem Titel „APART“ auf die Beine. Im Dezember 2016 standen die Aufführungen von Maxim Gorkis „Nachtasyl“ in einer Inszenierung von Lisa Passow an. Und auch in 2017 gab es wieder zwei Inszenierungen, zeitgenössisch und klassisch – wie es klassicher kaum geht! Ruben Becker brachte im Sommer Dario Fos „Erzengel flippern nicht“ auf die Bühne und Lisa Jelkmann präsentierte im Herbst Aischylos‘ „Die Perser“. Und aus APART ist inzwischen eine quasi-eigenständige Gruppe geworden, die sich in offenen Proben an die Entwicklung eines eigenen Stücks gemacht hat, das im Frühjahr 2018 auf die Bühne soll.
Neue Stücke warten, neue Ideen, sich auf der Bühne auszuleben gibt es in Hülle und Fülle und die PunkT.ler denken nicht daran, die Liebe zum Theater aufzugeben! Auch wenn Teile der Gruppe inzwischen der Universität entwachsen sind, wird es auch in Zukunft heißen: Für mehr jugendlichen Leichtsinn auf deutschen Bühnen – PunkT.